Nur auf den ersten Blick scheint es ein ebenso exotischer wie utopischer Gedanke zu sein, weltumspannende ethische Normen postulieren zu wollen. Werte, Ideale und Ziele, die für alle Menschen verbindlich sind – wie soll das gehen? Doch gerade in einer Epoche, die auf jeder Ebene mit den großen Herausforderungen der Globalisierung, der digitalen Transformation oder der weltweiten Migrationsbewegungen konfrontiert ist, ist es unabdingbar, dass global wirkende Normen etabliert werden, die dabei helfen, Konflikte zu vermeiden. Und es zeugt von der Weitsicht des kürzlich verstorbenen Hans Küngs, dass er schon 1990 seine ersten Überlegungen zu diesem Thema veröffentlicht hat. Denn damals waren die damit verbundenen Aufgaben höchstens als Hintergrundrauschen der Gesellschaft wahrnehmbar. Die Gedanken Küngs haben eine andauernde Diskussion angeregt und letztlich zur Gründung des Weltethos-Instituts Tübingen geführt, das wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lenkern praktische Umsetzungsmöglichkeiten dieser globalethischen Theorien nahebringt.