Dr. Manfred Ziegler
CEO, Gründer und Gesellschafter
der conzima GmbH.
So sorgt Mitarbeiterbeteiligung für ein besseres Miteinander
Die Suche nach dem Sinn des Lebens beschäftigt Menschen vermutlich schon seit der Zeit, in der unsere Vorfahren die afrikanische Savanne verlassen haben, um Neues zu entdecken. In der modernen Philosophie ist dieses Streben nach dem großen Ganzen mittlerweile weitgehend durch die Frage abgelöst worden, was den Einzelnen antreibt, beziehungsweise was das Individuum am Leben erhält – oder es zumindest dazu bringt, morgens aus dem Bett zu steigen und sich einer Aufgabe zu widmen.
Also: Warum machen Sie sich morgens auf den Weg zur Arbeit? Um Geld zu verdienen? Um ein neues Sofa zu kaufen oder einen schönen Sommerurlaub zu buchen? Mir persönlich ist das zu wenig. Wenn es nur das gäbe, würde ich schon bald nicht mehr mit Begeisterung ins Büro gehen. Und Sie vermutlich auch nicht.
Es ist heute unbestritten, dass Menschen, die einer Bestimmung folgen, psychisch gefestigter sind als solche, die einfach vor sich hin leben. „Wer ein Warum zu leben hat, erträgt fast jedes Wie“, hat Viktor Frankl, einer der Urväter der Resilienzforschung, einmal gesagt. Ein Sinn versetzt Menschen in die Lage, in Krisen seelisch stabil zu bleiben – und auch sonst glücklicher zu leben.
Für Unternehmen sollte es daher von größtem Interesse sein, ihren Mitarbeitenden zu vermitteln, welchen Sinn und Zweck deren tägliches Schaffen hat. Dafür muss sich das Unternehmen aber zunächst einmal selbst über seine Bestimmung klar werden. Seit einigen Jahren hört man in diesem Zusammenhang immer wieder den Begriff Purpose. Im Deutschen bedeutet Purpose soviel wie Zweck, aber auch Absicht, Bestimmung, Ziel, Funktion oder ganz einfach Sinn. All dies kann bei der Definition eines Unternehmens-Purpose mitschwingen. Immer jedoch muss ein Purpose zwei Fragen beantworten: „Was treibt uns an?“ und „Was hält uns zusammen?“
Was ein solcher Purpose sein könnte, kann ich an dieser Stelle natürlich nicht sagen. Für die kleine Molkerei in Sachsen, die wir vor einigen Jahren mit conzima food übernommen haben, ist es die Tatsache, dass sie dazu beiträgt, die regionale Landwirtschaft zu erhalten. Google sieht seine Bestimmung darin, „To organize the world’s information and make it universally accessible and useful.“ Sony hat seinen Purpose so formuliert: „To be a company that inspires and fulfills your curiosity.”
Auch wenn der Purpose höchst individuell ist, lässt sich ein Rahmen aufstellen, der aus meiner Sicht bei der Formulierung eines Unternehmens-Purpose hilfreich ist: Er sollte authentisch sein und nur das widerspiegeln, was das Unternehmen im Kern antreibt. Dann sollte er einfach formuliert sein, damit auf den ersten Blick klar wird, worum es geht. Der Purpose sollte zudem ein Alleinstellungsmerkmal sein, also individuell und nicht so schnell nachahmbar. Und im Idealfall sollte ein Unternehmen auch etwas antreiben, das Lösungen für gesellschaftliche Probleme bringt. Dieser letzte Faktor darf nicht unterschätzt werden. So fordert Blackrock-Chef Larry Fink seit einiger Zeit in seinen Statements immer wieder einen Social Purpose von Unternehmen und denkt, dass Investoren diesen stärker einfordern und kontrollieren sollten.
Mit diesem Rahmen im Hinterkopf lassen sich auch die beiden allgemeinen Fragen von oben präziser formulieren: „Was wollen wir verändern?“, „Wie handeln wir richtig?“, „Wie werden wir besser?“, „Welchen Qualitätsstandard wollen wir erreichen?“ oder „Was ist unser Einfluss?“
Übrigens: Nicht nur für die Zufriedenheit und die Motivation der Mitarbeiter ist der Purpose wichtig. Im Idealfall lassen sich alle Stakeholder vom Purpose begeistern.
Ein letzter Gedanke dazu führt dann doch wieder in rein wirtschaftliche Sphären: Untersuchungen haben gezeigt, dass 85 Prozent der Unternehmen mit einem klar definierten und authentischen Purpose ein überdurchschnittliches Wachstum innerhalb ihrer Branche verzeichnen.
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