Dr. Manfred Ziegler
CEO, Gründer und Gesellschafter
der conzima GmbH.
Arbeitskultur 2.0: Ist Homeoffice die Zukunft?
Nur auf den ersten Blick scheint es ein ebenso exotischer wie utopischer Gedanke zu sein, weltumspannende ethische Normen postulieren zu wollen. Werte, Ideale und Ziele, die für alle Menschen verbindlich sind – wie soll das gehen? Doch gerade in einer Epoche, die auf jeder Ebene mit den großen Herausforderungen der Globalisierung, der digitalen Transformation oder der weltweiten Migrationsbewegungen konfrontiert ist, ist es unabdingbar, dass global wirkende Normen etabliert werden, die dabei helfen, Konflikte zu vermeiden. Und es zeugt von der Weitsicht des kürzlich verstorbenen Hans Küngs, dass er schon 1990 seine ersten Überlegungen zu diesem Thema veröffentlicht hat. Denn damals waren die damit verbundenen Aufgaben höchstens als Hintergrundrauschen der Gesellschaft wahrnehmbar. Die Gedanken Küngs haben eine andauernde Diskussion angeregt und letztlich zur Gründung des Weltethos-Instituts Tübingen geführt, das wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lenkern praktische Umsetzungsmöglichkeiten dieser globalethischen Theorien nahebringt.
Wer einen Überblick über den Stand des Projekts Weltethos sowie erste Ansätze für die praktische Umsetzung sucht, findet diese in dem von Ulrich Hemel, seit 2018 Direktor des Weltethos-Instituts, herausgegebenen Buch „Weltethos für das 21. Jahrhundert“. Das in fünf Abschnitte unterteilte Buch zeigt die Fülle von Zugängen zum Thema: von der Friedensforschung zur Finanzwirtschaft, von der Vertrauensbildung in der Wirtschaft bis zur Künstlichen Intelligenz, von Lernprogrammen bis zu Fragen von Nachhaltigkeit und Klimawandel. Die voneinander unabhängigen Aufsätze verschiedener Autoren nähern sich dem Thema auf vielfältige Weise – beispielsweise auch mit der hochaktuellen Frage, warum Krypto-Währungen als zivilgesellschaftliche Innovation begriffen werden können. Oder wie Weltethos eine Basis einer erfolgreichen Unternehmensführung sein könnte.
Besonders der große Bogen, der gespannt wird, macht die Sammlung lesenswert. Wege zu einer Dialogfähigkeit im öffentlichen Diskurs haben genauso einen Platz wie die Herausforderungen der Digitalisierung oder globale Normen in einer multipolaren Welt.
Was einem termingeplagten Manager wie mir besonders behagt: Jeder Text funktioniert unabhängig von den anderen. Es ist also kein Problem, das Buch ein paar Wochen wegzulegen und dann wieder einzusteigen – vielleicht auch bei einem Stichwort aus dem Inhaltsverzeichnis, das man erst mal gar nicht auf dem Schirm hatte. Bei der Gelegenheit kann man sich übrigens auch über das Ambassador-Programm des Instituts informieren.
Die Aufsätze bilden einen guten Einstieg in eine Problematik. Wer sich tiefer in eine Thematik einlesen möchte, findet zu jedem Text eine Literaturliste. Sie sind aber auch eine gute Grundlage für eine Diskussion darüber, wie sich trotz aller unterschiedlichen Erfahrungen, Überzeugungen und Werte ein friedliches Zusammenleben realisieren lässt.
Weltethos für das 21. Jahrhundert
Ulrich Hemel (Hg.)
Herder Verlag, 25 Euro (gebundene Ausgabe)
Coverbild: © Verlag Herder GmbH
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