Der deutsche Mittelstand im Angesicht der Digitalisierung


Dr. Manfred Ziegler
CEO, Gründer und Gesellschafter
der conzima GmbH.

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„Kraft und Ausdauer des Staates beruht auf den zahlreichen Mittelständen.“ Das wusste vor rund 200 Jahren bereits der Rechtsgelehrte Friedrich Carl von Sauvigny. An der Gültigkeit seiner Aussage hat sich auch im Deutschland des 21. Jahrhunderts nichts geändert. Über 99 Prozent aller Unternehmen hierzulande sind kleine oder mittelständische Unternehmen (KMU). Sie stellen mehr als die Hälfte aller Arbeitsplätze und erwirtschaften dabei mehr als jeden zweiten Euro. Der Mittelstand stemmt den absolut größten Teil der Berufsausbildung. Mehr als 90 Prozent der Azubis lernen in einem KMU. Weltweit gilt der deutsche Mittelstand als Innovations-, Technologie- und Wirtschaftsmotor des Landes. Diese tragende Rolle der KMU gibt es wohl in keinem anderen Land der Welt.

Die Kraft dieser Unternehmen liegt vor allem in ihrer Flexibilität. Schneller als ein großer Industrietanker kann ein kleines Unternehmen auf neue Anforderungen und Bedürfnisse reagieren. In der Corona-Krise haben zahlreiche Unternehmen diese Fähigkeit bewiesen und ihre Fertigung auf Spuckschutzwände, Atemschutzmasken oder Desinfektionsmittel umgestellt, um weiter produzieren zu können.

Bei allem berechtigten Lob, muss ich aber auch als Mahner auftreten. Denn bei den wohl entscheidendsten Entwicklungen unserer Zeit hat der deutsche Mittelstand einen erheblichen Nachholbedarf: Digitalisierung und Industrie 4.0. Dies haben beispielsweise Gerrit Sames und Arthur Diener von der Technischen Hochschule Mittelhessen in einer Studie gezeigt. In fast allen Bereichen fanden sie laut ihrer 2018 durchgeführten Studie allenfalls erste Ansätze von Digitalisierung. Allein das Personalwesen stach ein wenig hervor. Überlegungen, das ganze Unternehmen mit einer abteilungsübergreifenden digitalen Struktur auszurüsten, waren so häufig wie rosa Elefanten.

Gebessert hat sich seitdem wenig, wie eine aktuelle Studie der WHU Otto Beisheim School of Management bestätigt. Bei vielen wegweisenden Zukunftstechnologien wie Blockchain, künstliche Intelligenz (KI), Big Data oder Industrie 4.0, aber auch für vergleichsweise einfache IT-Lösungen wie Cloud Computing oder Web Analytics liege die Einsatzquote lediglich im einstelligen Prozentbereich, haben die Experten ermittelt.

Viele große Unternehmen haben diese Schritte bereits getan. Die Innovationsschmiede Mittelstand droht daher, in ein existenzbedrohendes Hintertreffen zu geraten. Denn ohne die Technologien, die Unternehmen ermöglichen, Geschäftsprozesse weniger arbeits- und fehlerintensiv zu gestalten, wird in naher Zukunft kein Unternehmen mehr auskommen. Für den Mittelstand besonders wichtig: Industrie 4.0 und Digitalisierung. Diese Themen erhalten vor dem Hintergrund des demographisch bedingten Fachkräftemangels eine immer größere Bedeutung.

Höchste Zeit also, dass sich die KMUs in Deutschland mit dem Thema intensiv beschäftigen – und ein neues Kapitel in der Geschichte des Erfolgsmodells „German Mittelstand“ schreiben.

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