Arbeitskultur 2.0: Ist Homeoffice die Zukunft?


Dr. Manfred Ziegler
CEO, Gründer und Gesellschafter
der conzima GmbH.

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Homeoffice für die ganze Belegschaft? Meetings nur online? Vor der Corona-Pandemie wäre das wohl für Viele unvorstellbar gewesen, sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer. Die Pandemie hat die Ansichten geändert – auf beiden Seiten. Was wird davonbleiben?

Laut einer Studie der Hans Böckler Stiftung haben im Juni 2020 rund 16 Prozent der Befragten im Homeoffice gearbeitet. Weitere 17 Prozent arbeiteten abwechselnd von Zuhause und vom Betrieb aus. Ein deutlicher Anstieg zu den 4 Prozent Telearbeit, die es laut der Stiftung bereits zuvor gab. Grund dafür war mitunter die Homeoffice-Pflicht, die nun seit Juli 2021 nicht mehr gilt. Eine Erleichterung, werden manche Arbeitnehmer sagen. Der Kontakt zu den Kollegen fehle vielen, wie eine Studie der DAK zeigt. Außerdem falle, so eine Studie des Fraunhofer Instituts, das Entwickeln eigener Ideen im Homeoffice oft schwer und die Kreativität leide. Andere hingegen werden das Arbeiten von Zuhause vermissen, denn die Studie der DAK zeigt auch: Mitarbeitende im Homeoffice sind oft glücklicher, weniger gestresst und gesünder.

Und was sagen die Arbeitgeber? Wenn Sie klug sind, gucken sie, welche Learnings aus der Corona-Pandemie und der veränderten Arbeitskultur abzuleiten sind. Dass viele Meetings auch online durchgeführt werden können und man sich so Anfahrtszeiten spart. Dass es kostengünstiger ist, nicht für jeden Mitarbeiter einen Arbeitsplatz bereit halten zu müssen. Aber auch, dass Präsenzarbeit in der Firma eine große Relevanz für Teambuilding hat. Dass der persönliche Austausch Face-to-Face weiterhin wichtig ist und die Kreativität fördert. Und: Dass ein Büro nach der Pandemie mehr bieten muss, als einen Schreibtisch mit Computer. Denn den gibt’s mittlerweile auch im Homeoffice.

Und das lockt unter Umständen auch noch mit ganz anderen Vorteilen, wie Sommer, Sonne, Sonnenschein. Denn 2020 machten sich einige Urlaubsziele die aufkommenden Homeoffice-Angebote zunutze und schufen Homeoffice-Visas.
Und dennoch kommen Arbeitnehmer immer noch gerne ins Büro. Der Gang dorthin wird allerdings deutlich bewusster. Gezielt wird nach dem gesucht, was es im Homeoffice nicht gibt: persönlichem Austausch, Co-Creating, Ideenfindung und Teambuilding. Oder wie es das Zukunftsinstitut ausdrückt: „Remote work macht das Büro attraktiv.“ Man muss es dazu als Arbeitgeber nur richtig machen und Veränderungen nicht als Angriff, sondern als Chance sehen.

Wie das aussieht? Für die Deutsche Telekom liegt die Antwort auf der Hand: „Es gibt kein Zurück in die alte Welt. Die Zukunft unserer Arbeit ist hybrid“, erklärte das Unternehmen auf Anfrage von tagesschau.de zum Thema Arbeiten nach Corona. „Wir wollen die Vorzüge des Büros und die des mobilen Arbeitens bestmöglich miteinander verbinden. Auch erwarten wir, dass wir weniger reisen und im Sinne des neuen Arbeitens noch agiler zusammenarbeiten.“ Wie das konkret geregelt werden kann, zeigt aktuell die Bank-Branche. Das Frankfurter Bankhaus Metzler gestattet seinen Mitarbeiterhin zum Beispiel weiterhin mindestens 20 Prozent Arbeit im Homeoffice oder mobil. Bei der Landesbank Hessen-Tühringen werden sogar 50 Prozent Homeoffice-Zeit angestrebt.

Damit solche Vereinbarungen funktionieren, braucht es klare Regelungen. Nur dann können Mitarbeiter und Firmen ordentlich planen, die gegenseitige Verlässlichkeit ist gegeben und der rechtliche Rahmen abgesteckt. Als Arbeitgeber heutzutage zu sagen, dass Homeoffice nicht geht, ist keine Option mehr.

Es geht dabei nicht einmal darum, dass uns das Corona-Virus noch weiterhin begleiten wird. Oder darum, dass Wissenschaftler die Gefahr weiterer Pandemien sehen. Nein, das Keyword bei allen Überlegungen dazu, Homeoffice oder remote work mit Präsenzarbeit vereinen, ist Agilität.
Ich hatte es bereits in meinem Blogpost zum modernen Arbeiten geschrieben: Die Marktsituation und unser Arbeitsumfeld verändern sich heutzutage so dynamisch wie nie zuvor. Und zwar kontinuierlich, nicht erst, seit der Corona-Pandemie. Unternehmen tun daher nicht nur gut daran, nein, sie müssen sogar äußerst flexibel sein. Offen für Neues! Experimentierfreudig! Nur, wer Neues ausprobiert, kann die aktuelle Situation seines Unternehmens ändern – und es so weiter voranbringen. Und das schließt die in der Pandemie erlernte Flexibilität mit ein. Denn nur, wer Homeoffice und Präsenzarbeit gekonnt vereint, macht sich auch die Vorteile von beidem zunutze. Dazu kommt: Wer diese Option als Arbeitgeber nach der Corona-Pandemie nicht bietet, wird für zukünftige Generationen ganz automatisch unattraktiver.

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